Hintergründe
Deutschland ist eine Migrationsgesellschaft. Im Jahr 2019 zählte das Statistische Bundesamt 11,22 Millionen Menschen mit ausschließlich ausländischer Staatsangehörigkeit. Im Vergleich dazu waren es im Jahr 2010 noch 6,75 Millionen (vgl. Statistisches Bundesamt, 2020).
Mittlerweile hat mit 21,2 Millionen Menschen etwa jede vierte in Deutschland lebende Person einen Migrationshintergrund. In den westdeutschen Bundesländern und in den Ballungszentren ist dieser Anteil erheblich höher (vgl. Statistisches Bundesamt 2020). Von 2014 bis 2019 haben in Deutschland 1,99 Millionen Personen Asyl beantragt. Davon waren 1,84 Millionen Erstanträge (vgl. BAMF 07/2020).
Aufgrund anhaltender internationaler und nationaler Konflikte, Familiennachzugs, globaler Ressourcenungleichverteilungen und sich ändernder Umweltbedingungen, steigender Mobilität, demographischen Wandels und Fachkräftemangels wird diese Entwicklung nicht nur anhalten, sondern sich beschleunigen. Die Vermittlung von Verständnis und Akzeptanz der freiheitlich demokratischen Grundordnung sowie gerechter Sozialstandards und der dahinterstehenden Wertesysteme wird eine existenzielle Herausforderung für den Zusammenhalt der Gesellschaft und damit die Zukunft des Rechts- und Sozialstaates werden, wie wir ihn kennen. Hierzu bedarf es eines intentionalen und professionellen Ansatzes, für den nur entsprechend ausgerichtete Sozialberufe – allen voran die Soziale Arbeit – einstehen können werden.
Interkulturalität, Pluralismus und Solidarität, als Kennzeichen der modernen Einwanderungsgesellschaft, stellen Entwicklungen dar, die verstärkt auch die Soziale Arbeit betreffen. Die Etablierung einer, unter anderem politisch fokussierten, „Willkommenskultur“, die Förderung von Diversität, Anerkennung unterschiedlicher Lebensstile und interkultureller Öffnung beeinflussen ebenso die Handlungsräume der Sozialen Arbeit, deren Adressatinnen und Adressaten einen überdurchschnittlichen Migrationshintergrund aufweisen. Vor dem Hintergrund der Globalisierung sozialer Problemlagen muss die Soziale Arbeit Stellung beziehen und in diesem Kontext auf nationaler sowie internationaler Ebene Handlungsfähigkeit beweisen.
Die Fakultät reagiert mit der Implementierung des Masterstudienganges „International Social Work with Refugees and Migrants“ auf den, unter anderem durch die Praxis formulierten, hohen und weiter steigenden Bedarf an spezialisierten Fachkräften in der Arbeit mit Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund im nationalen und internationalen Kontext mit Befähigung zur Übernahme von Leitungsaufgaben in diesem Bereich.