Wie man bessere Vorträge und Referate hält
Frei vor Publikum zu sprechen - in einem Referat oder einem Vortrag - kann eine Herausforderung sein. Nicht nur bei ungeübten Sprechern schleichen sich dann oft Sprechunregelmäßigkeiten ("speech disfluencies", wie "ähm", Stottern oder sinnlose Wörter wie "genau") ein. Dies macht es den Zuhörern schwerer, dem Vortrag zu folgen. Der Sprecher selbst bemerkt diese Unregelmäßigkeiten oft bei sich selbst, was ihn wiederum nur noch nervöser macht.
Anja Göhring hat in ihrer Masterarbeit eine Studie durchgeführt, die das Habit Reversal Training ("Gewohnheitsumkehr") nutzte, um Sprechern dabei zu helfen, seltener solche Sprechunregelmäßigkeiten zu verwenden. Das Habit Reversal Training wird seit vielen Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt, um Tics und lästige Gewohnheiten (wie z. B. das Fingernägelbeißen) zu behandeln. Es besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Im Bewusstseinstraining lernt die betroffene Person durch Feedback, bei sich selbst die Gewohnheit zu entdecken, wenn sie gerade auftritt (sich also "dabei zu erwischen", wenn sie gerade ein Sprechunregelmäßigkeit verwendet). Im "Competing Response Training" (Training einer inkompatiblen Verhaltensweise) wird die Person darin geschult, immer dann, wenn sie bei sich die Sprechunregelmäßigkeit (oder auch nur den Impuls, eine solche zu verwenden) festgestellt hat, ein anderes Verhalten zu zeigen. Im Fall des Fingernägelknabberns kann dies bedeuten, dass die Person, wenn sie bei sich den Drang verspürt, an den Nägeln zu knabbern, für 20 Sekunden eine Faust machen soll. Bei Sprechunregelmäßigkeiten vereinbart man z. B., dass die Person, wenn sie z. B. "Ähm" gesagt hat, den Satz noch einmal von vorne beginnen soll. In Anja Göhrings Studie konnten alle neun Teilnehmer nach nur wenigen Übungen die Anzahl der Sprechunregelmäßigkeiten auf nahezu null verringern. Der Effekt des Trainings hielt auch noch bis zu 47 Tage nach dem Ende der Übungen an.
Anja Göhring studierte an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS) im Masterstudiengang Soziale Arbeit. Die Ergebnisse ihrer Masterarbeit hat sie nun in der Fachzeitschrift "Research on Social Work Practice" veröffentlicht. Herzlichen Glückwunsch!
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