Prof. Dr. Silke Neuderth
Summative Evaluation der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation der DRV-Bund (Deutsche Rentenversicherung Bund)
Inhalt:
Unter der Bezeichnung Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) wurden in den vergangenen Jahren insbesondere in der Orthopädie Angebote mit verstärktem Arbeits- und Berufsbezug in Diagnostik und Therapie entwickelt. Anliegen war es, die berufliche Teilhabe besonders stark beeinträchtigter Personen durch eine verstärkte Berücksichtigung individueller Arbeitsanforderungen und dafür erforderlicher Fähigkeiten zu verbessern. Randomisierte kontrollierte Studien haben die Ergebnisse von MBOR-Programmen mit denen der herkömmlichen medizinischen Rehabilitation (MR) verglichen und verbesserte berufliche Wiedereingliederungsraten zugunsten der MBOR bestätigen können. Diese Studien waren u. a. durch hohe Umsetzungsgenauigkeit und sorgfältig definierte Ein- und Ausschlusskriterien charakterisiert. Insbesondere in der Versorgungsroutine stellen sich jedoch sowohl die Identifizierung der Zielgruppe und deren Zuweisung zu entsprechenden Programmen als auch die Umsetzung der diagnostischen und therapeutischen Anforderungen noch immer als herausfordernd dar. Neben des vorliegenden Nachweises zur „efficacy“ der MBOR ist es daher wichtig, zu überprüfen, ob die Programme auch unter regulären Versorgungsbedingungen zu besseren Ergebnissen führen („effectiveness“). Die Studie überprüft daher die Wirksamkeit der MBOR unter Realbedingungen. Sie untersucht zudem, ob die richtigen Personen eine MBOR erhalten und wie die MBOR durchgeführt wird.
Eingeschlossen werden Rehabilitanden mit bewilligter orthopädischer Rehabilitation. Daten werden mittels schriftlicher Befragung vor Beginn der Rehabilitation sowie drei und zehn Monate nach Rehabilitationsende erhoben. Ergänzend werden administrative Daten aus den Reha- und Versichertenkonten genutzt. Die Studie umfasst außerdem eine Einrichtungsbefragung aller 150 von der DRV Bund federführend belegten und eigenen orthopädischen Reha-Einrichtungen (mit und ohne MBOR-Fachabteilung), eine retrospektive Analyse der vor und nach der Implementierung der MBOR von diesen Einrichtungen dokumentierten therapeutischen Leistungen, eine Dokumentenanalyse der MBOR-Konzepte aller 82 von der DRV Bund anerkannten MBOR-Fachabteilungen sowie einen Workshop mit ehemaligen Teilnehmern einer MBOR. Die „effectiveness“ der MBOR wird mittels eines Propensity Score gematchten Vergleichs von MBOR und MR geprüft. Zusätzlich werden individuelle und einrichtungsbezogene Moderatoren auf die Wirksamkeit geprüft.
Partner:
Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie
Beteiligte Wissenschaftler
Prof. Dr. Matthias Bethge und Dipl.-Soz. Betje Schwarz (Projektleitung, Universität Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie)
Prof. Dr. Silke Neuderth und Dr. Michael Schuler (Projektleitung, Universität Würzburg/THWS)
Dipl.-Psych. Christian Gerlich (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Universität Würzburg, Abteilung für Med. Psychologie)
Förderer:
Deutsche Rentenversicherung Bund
Laufzeit:
2015-2017