Titelbild mit Studierenden der Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

4. Kolloquium zur Verhaltensorientierten Sozialen Arbeit

21.06.2016 | fas.fhws.de, Öffentlich, Aktuelles
Das 4. Kolloquium zur Verhaltensorientierten Sozialen Arbeit bot drei interessanten Vorträge

Zunächst sprach Karola Dillenburger, die vom 6. Juni bis 19. Juni als Gastprofessorin an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften lehrte, über die Theorie und Anwendung der Verhaltensanalyse in der Praxis der Sozialen Arbeit. Die Verhaltensanalyse (Behavior Analysis) ist ein in Deutschland kaum beachteter, international aber bedeutsamer wissenschaftlicher Zugang zum Verhalten des Menschen. Ihre Anwendung (Applied Behavior Analysis) hat zahlreiche erfolgreiche Methoden und Programme hervorgebracht, darunter die verhaltensanalytisch fundierte Therapie bei frühkindlichem Autismus.

Peter Pohl, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut aus Garmisch, berichtete über den Einsatz mobiler Endgeräte (Smartphones und Tablet-Computer) zur Förderung des Gesundheitsverhaltens von Kindern mit psychischen Problemen. Kinder wachsen mit dieser Technik auf, Programmentwickler nutzen die Gesetze des Verhaltens zu ihrem Vorteil – was dann oft zu einer suchtartigen Nutzung dieser Apps führt. Die Prinzipien der Verhaltensanalyse lassen sich jedoch ebenso einsetzen, um erwünschtes Verhalten (z. B. in den Bereichen Ernährung und Fitness) zu fördern.

Martin Wallroth, Professor für Ethik an der Fachhochschule Münster sprach „Zum ethischen Profil verhaltens-orientierter Sozialarbeit“. Obschon selbst Verhaltenstherapeut, bemängelte Wallroth eine noch unzureichende Auseinandersetzung der verhaltensorientierten Sozialen Arbeit mit den Fragen der Ethik. Zwar bemühen sich die Verhaltenswissenschaftler/innen mehr und intensiver als die Vertreter anderer Ansätze um die Berücksichtigung der Rechte ihrer Klienten und die Verträglichkeit ihrer Maßnahmen. Doch geht Ethik darüber hinaus. Insbesondere bemängelte er den wohlmeinenden Paternalismus, der nach seiner Wahrnehmung in der verhaltensorientierten Sozialen Arbeit vorherrsche.

Die Vorträge stießen auf großes Interesse bei den über 200 anwesenden Studierenden und Praktiker/innen der Sozialen Arbeit. Sowohl im Plenum, als auch im Anschluss an das Kolloquium wurde mit den Referent/inn/en rege diskutiert.