Titelbild mit Studierenden der Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

Kooperation: Angewandte Sozialwissenschaften der FHWS und St. Josefs-Stift bauen gemeinsam „Ethik konkret“ aus

31.07.2020 | fas.fhws.de, Aktuelles
Studierende des Masterstudiengangs erforschen im Lehrforschungsprojekt „Ethik in der Behindertenhilfe“

Die gute Verbindung zwischen dem St. Josefs-Stift und der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) wird durch die Beteiligung an einem neuen Projekt weiter gestärkt: Die Eisinger Einrichtung für Menschen mit Behinderung möchte ihr pädagogisches Profil schärfen, ihre pädagogischen Leitsätze und die Formen ethischer Unterstützung und Entscheidungsfindung weiterentwickeln und dafür Impulse aus der Praxis aufgreifen. In gemeinsamen Sitzungen mit den Professoren Dr. Dieter Kulke und Dr. Frank Como-Zipfel von der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften wurde ein Format entwickelt, wie die FHWS das St. Josefs-Stift in diesem Prozess „Ethik konkret“ unter der Projektverantwortung von Nike Klüber (Fortbildung), Carsten Schulz (Wohnbereichsleitung) und Andreas Ullherr (pädagogische Gesamtleitung Wohnen) begleiten kann.

Dieser Prozess begann bereits 2019 mit moderierten Ethiktagen zur Reflexion der eigenen Haltung aus dem Blickwinkel ethischer Fragestellungen; der Diskussion zu einem Thema aus den Bereichen Umgang mit Risiko und Süchten, Individualität (Privatsphäre) und Gemeinschaft, Sexualität und Beziehungen sowie Konfliktbewältigung; und Umbrüche und Veränderungen. Anfang des Jahres standen viele Termine für die Ethiktage an, als die Corona-Pandemie eine längere Pause einforderte. Nun geht der Ethik-Prozess auf anderer Ebene weiter.

Aufbauend auf dem bereits vom St. Josefs-Stift erarbeiteten Material forschen Studierende des Masterstudiengangs Soziale Arbeit in einem Lehrforschungsprojekt „Ethik in der Behindertenhilfe“ in der Lehrveranstaltung „Qualitatives Forschungsprojekt“ unter der Leitung von Professor Dr. Dieter Kulke, Anna-Lisa Klages und Professor Dr. Frank Como-Zipfel mit qualitativen Forschungsmethoden im St. Josefs-Stift. Im Sinne von partizipativer Forschung und einem umfassenden Blick befragten studentische Projektgruppen Menschen mit Beeinträchtigung in verschiedenen Positionen und Funktionen. Sie wandten sich auch an pädagogische Mitarbeitende aus den Bereichen Wohnen, Arbeit und den Fachdiensten, die Projektverantwortlichen des St. Josefs-Stift, die Vorstandsmitglieder Ernst A. Hestermann und Werner Scheller, externe Experten und weitere Beteiligte.

Im Juli begannen die ersten Interviews, überwiegend per Video-Konferenz, manche auch unter strenger Beachtung des Schutzkonzeptes in Eisingen. Nach den Erhebungen und der Transkription der Interviews wird das Lehrforschungsprojekt im Wintersemester mit der Auswertung und Analyse der erhobenen Daten fortgesetzt. Dabei werden verschiedene Methoden der qualitativen Sozialforschung und Datenanalyse wie Grounded Theory (systematische Sammlung und Auswertung von Daten zur Theoriegenerierung), qualitative Inhaltsanalyse und hermeneutische Verfahren (systematisierte, praktische Verfahren) zur Anwendung kommen. Anschließend wird gemeinsam eruiert, wie das St. Josefs-Stift die Ergebnisse des Forschungsprojektes in die Weiterentwicklung der pädagogischen Leitsätze und von Formen der Bearbeitung ethischer Fragestellungen einfließen lassen kann.

Zum Hintergrund:

Das St. Josefs-Stift ist eine große Komplex-Einrichtung der Behindertenhilfe in Eisingen. Mit mehreren Standorten im Kreis Würzburg, Aschaffenburg und Kitzingen bietet es Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderung an. Zu den Angeboten gehören eine Förderstätte und eine Werkstatt für behinderte Menschen, verschiedene Wohnangebote in der Zentraleinrichtungen in Eisingen und in kleineren gemeinschaftlichen Wohnformen, sowie als ambulant unterstütztes Wohnen in der eigenen Wohnung oder in Wohngemeinschaften. Verschiedene Angebote wie z.B. das jährliche Stiftsfest, der große Flohmarkt oder Gottesdienste leisten in den Zentralenrichtungen einen Beitrag zu einer sogenannten inversen Inklusion (einer richtungswechselnden Integration) in dem Sinn, dass viele Menschen aus dem Umfeld und der Standortgemeinde zu solchen Anlässen in die Einrichtung kommen, wie z.B. auch bei Exkursionen mit Studierenden.

Das St. Josefs-Stift bietet in mehreren Bereichen Praktikumsstellen für Studierende der Sozialen Arbeit sowie Stellenangebote für Absolventinnen und Absolventen der Sozialen Arbeit an. Mitarbeitende des St. Josefs-Stifts übernehmen Lehraufträge an der FHWS. Darüber hinaus verbinden beide Häuser gemeinsame Veranstaltungen.