Välkommen till Sverige – Erfahrungsbericht über ein Auslandssemester in Umeå, Schweden
Bereits seit Beginn meines Studiums war es mein Ziel, ein Semester im Ausland zu studieren. Doch wo hin sollte es gehen? Zahlreiche Gespräche, Erfahrungsberichte und Recherchen später war die Entscheidung auf Umeå gefallen: Eine kleine schwedische Universitätsstadt, 600 km nördlich von Stockholm. Bevor der Plan jedoch in die Tat umgesetzt werden konnte, standen zahlreiche organisatorische Aufgaben an: Als Erstes galt es bereits im August die Bewerbung beim Auslandsamt in Würzburg einzureichen, um einen der begehrten Austausch-Plätze zu ergattern. Nach der endgültigen Zusage im Oktober konnten dann aus einer riesigen Auswahl an englischsprachigen Studienangeboten die präferierten Kurse gewählt werden. Nachdem auch dieser Schritt abgeschlossen war, wurden im November die Zimmer-Angebote der verschiedenen Studentenwohnheime veröffentlicht und man konnte sich dafür bewerben. Und dann ging alles ganz schnell: WG-Zimmer in Würzburg zwischenvermieten, letzte Vorbereitungen treffen, Koffer packen, und am 15. Januar hieß es bereits „Välkommen till Sverige“.
Am ersten Tag des Semesters wurden alle Austauschstudenten zusammengetrommelt und erhielten zahlreiche Informationen zum schwedischen Studiensystem, zu möglichen Freizeitaktivitäten und zur Organisation des Auslandssemesters. Durch die Einteilung in sogenannte „Buddy-Groups“ mit ca. 15 schwedischen und internationalen Studierenden wurden auch gleich die ersten Kontakte geknüpft. Über das ganze Semester hinweg organisieren diese Buddy-Groups zahlreiche Aktivitäten wie Ski-Ausflüge, International Dinners, Indoor-Beachvolleyball-Turniere oder gemeinsame Schneewanderungen.
Allgemein kommt als Student an der Umeå-University nie Langeweile auf. Es gibt zahlreiche Angebote wie Kurzfilm-Pausen, Musik-, Kunst- oder Sportgruppen und regelmäßige Vorträge und Diskussionsrunden zu den unterschiedlichsten Themen, an denen man neben dem Studium teilnehmen kann. Vor allem die gemeinsame Zeit mit KommilitonInnen in den zahlreichen Campus-Cafés wird in Schweden großgeschrieben. Eines der ersten schwedischen Wörter, die man lernt, ist „Fika“, was übersetzt so viel wie „Kaffeepause“ heißt. Allerdings wird diese Übersetzung dem Begriff nicht wirklich gerecht, denn bei einer schwedischen Fika geht es nicht nur darum, Kaffee und eine Zimtschnecke zu genießen, sondern vor allem um den Austausch und das Zusammensein mit anderen und einen kleinen Moment der Auszeit.
Frisch gestärkt startet man dann wieder ins Studium. Apropos Studium: Das schwedische System unterscheidet sich insofern vom deutschen, als dass das Semester in vier Perioden à vier bis fünf Wochen aufgeteilt ist, in denen man jeweils nur einen Intensivkurs studiert. So hat man die Möglichkeit, sich die ganze Zeit auf ein Fach konzentrieren zu können. Die Gestaltung der Kurse erinnert wenig an klassische Vorlesungen, es sind vielmehr Seminare oder Workshops, in denen die Studierenden gemeinsam mit dem Dozenten Inhalte er- und bearbeiten und diskutieren.
Auch außerhalb des universitären Alltags ist in Umeå und der Umgebung viel geboten. Besonders beeindruckend sind natürlich die Nordlichter, die man hier in den hohen Breiten nachts bestaunen kann. Allgemein hält Skandinavien viele imposante Abenteuer bereit: Der Besuch einer Rentier-Farm oder einer schwedischen Sauna mit anschließendem Eis-Baden in Lappland beispielsweise. Oder aber ein Ausflug nach Norwegen zu den Fjorden mit anschließender Ski-Langlauf-Tour durch die Weiten des Landes. Auch Ausflüge zur Küste bei klirrender Kälte werden zum Erlebnis – wie oft sieht man das Meer schließlich schon mal zugefroren?
Bereits nach den ersten 10 Wochen ist man von der Schönheit des Landes, der toleranten und offenen Mentalität der Schweden und den neuen Erfahrungen des Studierens außerhalb von Deutschland sehr ergriffen. Es sind Erkenntnisse, die bestätigen, wie wichtig es ist, die eigene Komfortzone zu verlassen und das Abenteuer vom Studieren in einem anderen Land zu wagen.