Berufseinstieg - Impulse aus der Praxis
Für viele Studierende im 6. Semester des Studiengangs Soziale Arbeit an der THWS rückt der Studienabschluss näher – damit auch die Frage: Wie gelingt der Übergang in den Beruf? Um diesen Schritt bewusst vorzubereiten, lud Prof. Dr. Gartzke in seiner Veranstaltung Sozialmanagement II zwei erfahrene Fachkräfte ein, die Einblicke in ihre Berufspraxis gaben, Erfahrungen teilten und auf individuelle Fragen der Studierenden eingingen.
Berufseinstieg mit System – Michael Gerstner (iSo e.V.) zu Gast
Michael Gerstner, Fachbereichsleitung Jugend- und Gemeinwesenarbeit bei iSo – Innovative Sozialarbeit e.V., stellte nicht nur seinen vielfältigen Aufgabenbereich vor, sondern sprach auch über zentrale Herausforderungen und Chancen beim Berufseinstieg. Seine Organisation ist in zahlreichen sozialen Projekten aktiv – von langfristigen Maßnahmen bis hin zu kurzfristigen Pilotvorhaben. In seinem Vortrag betonte er systemtheoretische Perspektiven: Soziale Arbeit müsse sich dynamisch an gesellschaftliche Veränderungen anpassen und Alltagsnähe wie auch Prävention im Blick behalten.
Gerstner zeigte praxisnah, wie sich Fachkräfte im Berufsfeld einfinden können: durch strukturierte Einarbeitung, klare Ansprechpartner:innen (z. B. durch Patensysteme) und offene Kommunikationskultur – auch bei Konflikten. Auf die studentische Frage „Was mache ich, wenn ich mit meiner Führungskraft nicht offen sprechen kann?“ verwies er auf interne Beschwerdewege, aber auch auf die Wichtigkeit einer konstruktiven Fehler- und Gesprächskultur.
Neben strukturellen Aspekten wie der Übernahme von Verantwortung (z. B. im Umgang mit Budgets) sprach Gerstner auch über persönliche Fragen beim Berufseinstieg: „Was ist mein Profil? Was gibt mir Sinn? Wo sehe ich Entwicklungsbedarf?“ Wer sich diese Fragen ehrlich stelle, finde eher eine Stelle, in der er oder sie aufgehen könne. Besonders ermutigend: Innovation sei ausdrücklich erwünscht – soziale Arbeit dürfe und müsse sich mit veränderten Alltagsrealitäten weiterentwickeln.
Führung in der Sozialen Arbeit – Miriam Gawenda von der Caritas berichtet aus der Praxis
In einer weiteren Sitzung berichtete Miriam Gawenda, Fachbereichsleitung Soziale Dienste beim Caritasverband für Stadt und Landkreis Würzburg, von ihrem Berufsweg und den Anforderungen an Führungspositionen in der Sozialen Arbeit. Besonders eindrücklich war ihr persönlicher Werdegang: Frau Gawenda hat sowohl den Bachelor- als auch den Masterstudiengang Soziale Arbeit an der THWS abgeschlossen und wurde für ihre Masterarbeit mit dem Kulturpreis Bayern ausgezeichnet. Bereits parallel arbeitete Sie u.a. im Haus der Begegnung in Rottendorf und übernahm dann nach Masterabschluss die Leitungsfunktion.
Neben der Darstellung ihres breiten Aufgabenfeldes ging sie auf die oft herausfordernde Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein – ein Thema, das für viele Studierende ebenfalls relevant ist. Anhand konkreter Beispiele und struktureller Lösungen zeigte sie, wie Führungskräfte gute Rahmenbedingungen schaffen können – für sich selbst und für ihr Team. Dann sein auch eine Führungsfunktion in Teilzeit möglich.
Berufseinstieg heute: Zwischen Fachkräftemangel und hohen Erwartungen
Die Veranstaltung griff auch gesellschaftliche Trends auf, die viele Studierende aktuell beschäftigen: Laut einer aktuellen Studie im Auftrag von Linkedin halten 58 % der jungen Menschen den Berufseinstieg heute für schwieriger als früher. Genannt werden unter anderem hohe Anforderungen von Arbeitgebern, unsichere wirtschaftliche Rahmenbedingungen und der Wunsch nach sinnvoller Arbeit mit guter Work-Life-Balance. Gleichzeitig mangelt es vielerorts an Fachkräften – eine Chance für qualifizierte Absolvent:innen, aber auch eine Verantwortung, die eigene Rolle aktiv zu gestalten.
Einblicke, Austausch und Ermutigung
Prof. Dr. Gartzke bedankte sich bei den Gästen für ihre Offenheit: „Sie haben ehrlich aus dem Nähkästchen geplaudert und dabei vielen Studierenden Sorgen genommen.“ Auch die Rückmeldungen aus dem Plenum zeigten, wie sehr der Austausch geschätzt wurde. Veranstaltungen wie diese machen deutlich, wie wichtig der Dialog zwischen Hochschule und Praxis ist – besonders in einer Phase, die für viele den Beginn eines neuen Lebensabschnitts markiert.