Entwicklungsauffälligkeiten im Fokus: Exkursion des Vertiefungsbereichs „Entwicklung und Förderung in der Frühen Kindheit“
Auch dieses Jahr haben sich die Studierenden des Vertiefungsbereichs „Entwicklung und Förderung in der frühen Kindheit“ Ende November für eine Exkursion auf den Weg nach München gemacht. Ein interessantes und vielfältiges Programm wurde bewältigt und die Studierenden reisten mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen zurück.
Der erste Tag fand im kbo-Kinderzentrum in München-Großhadern statt. Das kbo-Kinderzentrum ist eine interdisziplinäre Institution zur Behandlung und Förderung einer gesunden Entwicklung von Kindern, die von Prof. Theodor Hellbrügge in den 1970er Jahren gegründet wurde. Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) des Kinderzentrums ist von allen 120 Zentren in Deutschland das größte und renommierteste. Die Studierenden bekamen durch Vorträge und Hospitationen einen umfassenden Einblick in die Institution: Prof. Dr. Mall, ärztlicher Direktor des kbo-Kinderzentrums ging in seinem Vortrag (eine „ontogenetische Reise“ in Anlehnung an die Theorie von Tomasello) auf die immense Bedeutung der frühen Entwicklung und deren Förderung ein und wies auf den wichtigen Beitrag des Sozialdienstes hin. Herr Dr. Marton (Leiter des SPZ) gab einen Überblick über die Geschichte, den Aufbau und die zentralen Themen des Sozialpädiatrischen Zentrums.
Praxisbezogene Vorträge vermittelten einen Eindruck von der interdisziplinären Arbeit im kbo-Kinderzentrum: Frau Sigmund aus der Ergotherapie-Abteilung stellte den Studentinnen das Konzept der Sensorischen Integration nach Jean Ayres vor. Ein weiterer wichtiger Bereich am kbo-Kinderzentrum zur Förderung der Kinder ist die Musiktherapie. Frau Dr. Voigt referierte zunächst über das grundlegende Vorgehen in der Musiktherapie bei dem die Initiativen des Kindes aufgegriffen und in Spielangebote der Therapeutin eingebettet werden („Responsive Interaction“). Ein Highlight war anschließend, dass die Studentinnen gruppenweise bei verschiedenen musiktherapeutischen Behandlungen hospitieren konnten und die Therapeutinnen sich sogar Zeit für eine kurze Reflexionsrunde nahmen. Einen Eindruck vom Sozialdienst der Klinik bekamen die Studierenden von Frau Kachel-Ettmayr vermittelt. Der Abschluss des ersten Exkursionstags war dann die Besichtigung der Schreiambulanz und der Vortrag von Frau Rupprecht (Psychologin) und Frau Dr. Weidemann (Kinderärztin), die ihren Arbeitsalltag in der Schreibabyambulanz anschaulich schilderten.
Am zweiten Exkursionstag stand die Besichtigung des Konduktiven Zentrums der Phönix GmbH auf dem Programm. Das Zentrum ist eine Einrichtung der Pfennigparade e.V. und entwickelte sich zu einem der größten und bekanntesten Rehabilitationseinrichtung für Kinder mit Körperbehinderungen. Grundlage allen Handelns ist dabei die konduktive Förderung nach Petö. Zur Einrichtung gehören eine Förderschule, eine heilpädagogische Tagesstätte, eine heilpädagogische Krippe, ein Kindergarten mit Integrationsgruppe und ein Internat. Pflegedienste und verschiedene Werkstätten sind ebenfalls angegliedert. Phönix lebt Integration: In den Einrichtungen leben Kinder mit Behinderung und Kinder ohne Behinderung zusammen. Die Studierenden konnten neben einem Fachvortrag und einer ausführlichen Führung durch das Haus auch bei einer Hospitation einer konduktiven Fördereinheit das Vorgehen „live“ erleben und anschließend mit den Konduktorinnen reflektieren.
Der letzte Tag der Exkursion führte schließlich in das Kinderschutz-Zentrum München. Dies ist eine spezialisierte Beratungsstelle, an die sich Kinder, Jugendliche, deren Eltern und Bezugspersonen mit unterschiedlichen Problemlagen wenden können. Das Kinderschutz-Zentrum bietet umfassende telefonische Beratung (z.B. Nummer gegen Kummer, „Teens on phone“, Elterntelefon) und persönliche Information (z.B. frühe Hilfen), Krisenintervention sowie Einzel- und Gruppentherapien (z.B. Gruppentherapie für sexuell deviante Jugendliche) an, die durch alltagsunterstützende und stadtteilorientierte Hilfen begleitet werden. Ebenso können sich im Kinderschutzzentrum Fachleute informieren und beraten lassen. Anhand von konkreten Fällen wurde den Studierenden ein Einblick in die Vorgehensweise der Beratungsarbeit gewährt und am Beispiel der Arbeit in der Jungengruppe anschaulich näher gebracht.
Etwas erschöpft, aber sehr zufrieden machten sich die Studierenden nach diesen interessanten Exkursionstagen wieder auf die Heimreise nach Würzburg.